Wir wollen auf unserem Hof einen Platz schaffen und eine Gemeinschaft leben, wo Neues versucht wird, Vertrauen uns verbindet, wo mit viel Einsatz gearbeitet wird, wo auch einmal die Fetzen fliegen – diesen Ort verstehen wir als Werkstatt. Deshalb bezeichnen wir unser Projekt als
Landbauwerkstatt Hof Dinkelberg
Was ist die Aufgabe der Landwirtschaft? – Was für eine Frage! Nahrungsmittel produzieren natürlich, was sonst?! – Und das klare Trinkwasser? Die saubere Luft? Die Singvögel? Die Schmetterlinge? Die blühenden Wiesen? Die stolzen Bäume? Die Landschaft? Bringt dies alles nicht auch die Landwirtschaft hervor? – Nicht mehr lange, und wir müssen sagen brachte hervor. Denn „moderne“ Landwirtschaft heißt Monokultur von Mais oder Weizen, heißt Hallen mit 5000 Schweinen oder 1000 Kühen, die nie mehr eine Wiese sehen, oder heißt ganzjähriger Salatanbau auf 10 Etagen in wohldosierter Nährlösung und unter wohldosiertem Licht. Der Schwalbenschwanz oder die Wiesen-Flockenblume sterben dabei (dummerweise) aus.
Nach unserem Verständnis heißt moderne Landwirtschaft jedoch, die weisheitsvollen Wechselwirkungen von Pflanze und Tier immer besser zu verstehen und gestalten, heißt durch Vielfalt die Lebenskräfte fördern, heißt den Hof nicht als Fabrik, sondern als Organismus verstehen. Ein Landwirt eines solchen Betriebes sehnt sich nicht zurück nach der „guten alten Zeit“, sondern bildet sich mit wachem Geist und der Zukunft verpflichtet immer mehr zum Experten des Lebendigen.
Der Boden ist in jedem landwirtschaftlichen Betrieb von grundlegender Bedeutung. Unweigerlich bestimmt er in agronomischer Hinsicht dessen Möglichkeiten und Grenzen. Die von uns bewirtschafteten Böden zählen zu den Lehmböden und sind ziemlich tiefgründig. Das bedeutet konkret: Bei Starkniederschlägen verschlämmen sie, bei Trockenheit verbacken sie, bei gelegentlichem Regen bzw. bei mittlerer Feuchtigkeit sind sie ein Traum.
Deshalb befassen wir uns immer mehr mit der Frage, wie man diese mittlere Feuchtigkeit, dieses Optimum erreichen und erhalten kann, auch wenn es gelegentlich stark schüttet oder länger trocken ist. Die Antwort darauf ist so einfach wie anspruchsvoll: durch Humusaufbau, Belebung des Bodens, Entwicklung der Bodenfruchtbarkeit. Und mit diesem Thema sind wir in guter Gesellschaft: Im Zeitalter der Klimakrise ist das Thema eine Menschheitsfrage geworden. Denn in den Böden der Erde kann im Prinzip mehr CO2 gebunden werden als in den Wäldern oder den Meeren! Die Annäherung an eine Antwort liegt für uns zunächst ganz klar in der organischen Düngung. Aber alles Weitere ist forschen, beobachten, ausprobieren.
Echte Erde, samenfeste Sorten, natürliche Düngemittel direkt aus dem Hofkreislauf und eine für die Pflanzengesundheit und Bodenverbesserung sinnvolle Fruchtfolge: Das sind die Kernzutaten, aus denen sich unser ackerbauliches Wirken entfaltet. Unser Ziel ist eine regionale Versorgung mit allem, was das Land hervorbringt: Getreide, Kartoffeln, Gemüse, aber auch ein bisschen Obst – in unserem Fall bisher als Apfelsaft – und auch ein paar Blumen. Vieles davon wäre noch ausbaubar.
Wirtschaftlich von Bedeutung ist vor allem der Gemüse- und Kartoffelanbau. 12 Hektar sind es inzwischen und der Ertrag reicht ganzjährig für mehr als 1000 Haushalte. Nicht zu vergessen sind allerdings auch die 100 ha Gras, an dem sich unsere Kühe genüsslich freuen, und das durch sie in besten Mist, beste Milch und bestes Fleisch verwandelt wird.
Alles in allem befinden wir uns mit unserem Tun in einer großartigen Komposition aus Wiesen und Weiden, durchsetzt mit vielen Obstbäumen und überragt von einzelnen Riesen wie Eichen oder Linden, durchmischt mit Äckern, auf denen Getreide, Kleegras oder Gemüse wachsen, und belebt durch vielerlei Tiere wie Kühe mit ihren Kälbern, einer Handvoll Schafe, zwei Gruppen Hühner, aber auch durch Rehe, schmetternde Buchfinken und kreisende Bussarde, … – ein Gesamtkunstwerk namens Kulturlandschaft ist es, das uns zu treuen Händen anheim gelegt ist und uns lebenspendende Nahrung schenkt.
Die Tiere prägen unseren Hof grundlegend und sind weit über den wirtschaftlichen Nutzen hinaus von uns geschätzt. Wir bemühen uns um ein ausgewogenes Geben und Nehmen, indem wir ehren, was wir von ihnen erhalten, und ihnen unsererseits Bedingungen schaffen, dass sie ein würdevolles, artgerechtes Leben leben können. Wir halten Rinder (seit dem Frühjahr 2023 nach langer Pause auch wieder Milchvieh), Rassehühner, Legehennen, Schafe und Schweine – und nicht zu übersehen: auch ein paar mäuse- wie streichelhungrige Katzen. Jede Tierart nimmt ihren individuellen Platz im Hofgefüge ein und erfüllt eine spezifische Aufgabe.
Besonders die Rinderherde betrachten wir als Herzorgan unseres Hofes. Sowohl wir selber als auch unsere Besucher empfinden den Stall mit den Kühen intuitiv als den Mittelpunkt unseres ganzen Betriebs. Es entspricht jedoch auch einer Wirklichkeit, dass durch die Rinder alles mit allem verwoben wird: Fast den ganzen pflanzlichen Aufwuchs eines Jahres, bis in den letzten Winkel, nehmen sie in ihren Verdauungsorganismus auf und verwandeln ihn in erster Linie zu Mist und Jauche, die wiederum über die ganze Fläche des Hofes ausgebracht werden: So herrscht ein rhythmisches Pulsieren von außen nach innen und von innen nach außen, eine in sich zusammenhängende Ganzheit bildend. Dank der Tiere!
Boden und Klima prägen im Betrieb die generellen Standortbedingungen, die Tiere spenden ihm die Seele, Charakter und Gesicht jedoch erhält er durch die Menschen.
Um aber die Menge an täglicher Arbeit zu wuppen, sind wir inzwischen über 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, und da kommt es auf jeden einzelnen an! Und weil wir so viele sind und überall in Teams arbeiten, können wir uns gegenseitig vieles ermöglichen, was für uns Lebensqualität bedeutet, z.B. gegenseitige Vertretung im Krankheitsfall oder Urlaub im Sommer für jeden, auch für die Betriebsleiter. Eine gemeinsame Köchin kocht uns jeden Tag ein herrliches Mittagessen. Zwei Mal im Jahr treffen wir uns zu Mitarbeiterversammlungen, und ebenfalls zwei Mal im Jahr feiern wir zusammen ein schönes Fest. – Wir wollen ein Teambauernhof sein und entwickeln Schritt für Schritt die sozialen Einrichtungen und Formen, dass uns dies immer besser gelingt.
Betriebsspiegel, Betriebsstruktur, ein kleiner Abriss der Hof-Historie und unser Netzwerk an Partnern sind trockene Informationen, die dem einen viel, dem anderen nichts sagen. Wir tragen hier demnächst einige Fakten zusammen, die den Hoforganismus aus dieser Perspektive zeigen.
Nach allem bisher Dargestellten, dürfte ersichtlich geworden sein, dass wir die Wurzeln unseres Hofes nicht in einem traditionellen Verständnis von Landwirtschaft sehen, sondern in einem zukünftigen. Und das wollen wir auch kommunizieren. Deshalb öffnen wir regelmäßig unsere Hoftore und laden zum Kennenlernen und Mittun ein.
Das Flaggschiff unter unseren öffentlichen Veranstaltungen ist unser Hoffest, das alle zwei Jahre stattfindet und inzwischen Tausende Besucher anzieht. Etwa zwei Mal im Jahr laden wir zu einem „Hof-Erlebnistag“ ein, an dem wir an einem Samstagnachmittag Führungen durch alle Bereiche (Landwirtschaft, Gärtnerei, Sozialtherapie und Biokiste) anbieten und den Nachmittag mit einem gemütlichen Zusammensein am Grillfeuer ausklingen lassen. Darüber hinaus laden wir unsere Kundschaft regelmäßig zu Mitmachaktionen ein, bei denen wir gemeinsam von Hand ein Getreidefeld einsäen oder die Apfelernte einbringen u. a. m. Und schließlich finden regelmäßig Hofführungen auf private Anfrage unterschiedlichster Herkunft statt. – Kurzum: Wir freuen uns, von unseren Anliegen und unserer Organisation zu erzählen und aufzuzeigen, welche Art von Landwirtschaft daraus hervorgeht. Wenn Sie interessiert sind: Sie sind bei nächster Gelegenheit herzlich zu uns auf den Hof eingeladen!